Orff

Orff
Ọrff,
 
Carl, Komponist, * München 10. 7. 1895, ✝ ebenda 29. 3. 1982; studierte in München bei A. Beer-Walbrunn und H. Zilcher, war 1915-17 Kapellmeister an den Münchner Kammerspielen, 1918-19 in Mannheim und Darmstadt, kehrte 1920 nach München zurück, studierte 1921-22 bei H. Kaminski und gründete 1924 mit Dorothee Günther eine Schule für Gymnastik, Tanz und Musik, die »Güntherschule«, die eine neuartige Verbindung von Musik und Bewegung anstrebte. Orff entwickelte mit dem Klavierbauer Karl Maendler das heute nach ihm benannte »Orff-Instrumentarium« zur Realisierung seiner 1930-35 in der Erstfassung des »Schulwerks« niedergelegten musikpädagogischen Gedanken. 1930-33 war er Dirigent des Münchner Bachvereins, 1950-60 Leiter einer Meisterklasse für Komposition der Münchner Musikhochschule. 1961 übernahm er die Gesamtleitung des im gleichen Jahr gegründeten »Orff-Instituts« am Mozarteum Salzburg (Zentralstelle der Orff-Schulwerk-Pädagogik). Anregungen für sein kompositorisches Schaffen erhielt er von C. Debussy, A. Schönberg und besonders von I. Strawinsky. In den »Carmina burana« (1937) ist sein Stil bereits ausgebildet. Fast alle bis dahin erschienenen Kompositionen hat Orff zurückgezogen. - Zwischen Bearbeitung von Werken (C. Monteverdi), Umfassung durch musikalische Mittel (W. Shakespeare, Sophokles - F. Hölderlin), »In-Szene-Setzen« lyrischer Dichtung (»Trionfi«) und eigener Dichtung (»Der Mond«, »Die Kluge«, »Die Bernauerin«, Osterspiel, Weihnachtsspiel) lässt sich nicht scharf abgrenzen. Durch die Verbindung mimischer und bewegungsmäßiger Elemente mit Sprache und Musik gestaltete Orff eine neue Art eigenständigen Musiktheaters: Die Musik ist nicht autonom, sondern eine Art Klangregie; sie verleiht dem erklingenden Wort plastischen Ausdruck sowohl im dialogischen und rhythmisierten Sprechen wie in der rhythmischen Motorik und im Arienhaften. Der Klangraum basiert auf einem differenzierten Schlagwerk und entwickelt sich - im Unterschied zu einer auf thematische Arbeit beruhenden Satztechnik - in statischen Fundamenttechniken (Tonwiederholungen, Orgelpunkt, Ostinato, Klangflächenkontraste usw.). Aus der Konzeption einer »Klangzelle« wird die periodische Wiederkehr von musikalischen Formeln gebildet.
 
Von internationaler Bedeutung ist auf musikpädagogischem Gebiet das Orff-Schulwerk (mit Gunild Keetman, * 1904, ✝ 1990), das auf die Einheit von Sprache, Musik und Bewegung setzt. Bordun, Ostinato und das Prinzip der Wiederholung führen zur Bildung typischer Formeln, aus deren Variation sich Stücke als Modelle entfalten; die kindliche Fantasie formt die Modelle im Sinne von Improvisationen weiter, die durch das Orff-Instrumentarium, Stabspiele und Schlagwerk, musikalisch verwirklicht werden. - 1990 wurde das Orff-Zentrum München, Staatsinstitut für Forschung und Dokumentation eröffnet.
 
Werke: Bühnenwerke: Der Mond, ein kleines Welttheater (1939, eigene Dichtung); Die Kluge (1943, eigene Dichtung); Ein Sommernachtstraum (1952, Neufassung 1964, nach Shakespeare); Die Bernauerin, ein bairisches Welttheater (1947, eigene Dichtung); Astutuli, eine bairische Komödie (1953); Comoedia de Christi Resurrectione, ein Osterspiel (1956, eigene Dichtung); Ludus de nato Infante mirificus, ein Weihnachtsspiel (1960, eigene Dichtung); De temporum fine comoedia, Das Spiel vom Ende der Zeiten, Vigilia (1973, Neufassung 1980).
 
Trionfi: Carmina burana, cantiones profanae (1937); Catulli Carmina, Ludi scaenici (1943); Trionfo di Afrodite, Concerto scenico (1953).
 
Lamenti (Bearbeitungen von Werken C. Monteverdis): Klage der Ariadne (1925, Neufassung 1940); Orpheus (1925, Neufassung 1940); Tanz der Spröden (1925, Neufassung 1940), zusammen als »Trittico teatrale« (1958).
 
Antike Tragödie: Antigonae (1949, nach Sophokles, in der Übersetzung Hölderlins); Oedipus der Tyrann (1959, nach Sophokles, in der Übersetzung Hölderlins); Prometheus, Tragödie des Aischylos (1968).
 
Kantaten (nach Texten von F. Werfel): I. Veni creator spiritus, II. Der gute Mensch, III. Fremde sind wir (1930/73; für gemischten Chor, 2 oder 3 Klaviere und Schlagwerk).
 
Instrumentalmusik: Kleines Konzert nach Lautensätzen aus dem 16. Jahrhundert (1928; für Flöte, Oboe, Fagott, Trompete, Posaune, Cembalo und Schlagzeug); Entrata (1930, für Orchester; revidiert 1941).
 
 
C. O. Sein Leben u. sein Werk in Wort, Bild u. Noten, hg. v. Hugo W. Schmidt (1971);
 
C. O. u. sein Werk. Dokumentation, bearb. v. W. Thomas u. a., 8 Bde. (1975-83);
 W. Thomas: Musica poetica. Gestalt u. Funktion des O.-Schulwerks (1977);
 W. Thomas: Das Rad der Fortuna. Ausgew. Aufs. zu Werk u. Wirkung C. O.s (1990);
 
C. O. Ein Gedenkbuch, hg. v. H. Leuchtmann (1985);
 L. Gersdorf: C. O. (41994);
 G. Orff: Mein Vater u. ich. Erinnerungen an C. O. (Neuausg. 21995).

Universal-Lexikon. 2012.

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